Die Sammlung des Kunstmuseums umfasst Werke von den späten 1970er‑Jahren bis 2019. Sie erlauben umfassende Einblicke in die persönliche Bildsprache von Otto Lehmann, die er im Bereich der Figuration immer wieder neu erforschte und weiterentwickelte.

Verwandte im Geiste fand Otto Lehmann in der Bewegung der Neuen Wilden, die mit einer betonten Subjektivität und mit expressivem Ausdruck in den 1980er‑Jahren aus der deutschen Kunstlandschaft hervorstachen. Mit heftigen Gesten verwandelte Otto Lehmann in jener Zeit die Figur in einen sexualisierten Hybriden zwischen Mensch und Tier, dem Extremitäten oder Geschlechtsteile schlangenartig aus dem Körper wachsen.

Otto Lehmann erprobte die verschiedensten Zeichentechniken: Er arbeitete mit Grafit und Bleistift, mit Farbstift, Tusche und sogar mit Kugelschreiber, dessen Spuren er auf dem Papier zu monochromen Flächen verdichtete. In den späten 1990er‑Jahren lotete der Künstler auf grossformatigen Papierbögen die Dimensionen seines eigenen Körpers aus. Diese Schaffenszeit spiegelt sich in der Sammlung des Kunstmuseums Solothurn in zwei Werken mit dem Titel Chinatusche (1998/1999).

Bereits in den 1960er‑Jahren liess sich Otto Lehmann im Kanton Luzern nieder, wo er als Grafiker und später als freischaffender Künstler tätig war. Seiner Herkunftsstadt Solothurn blieb er dennoch zeitlebens verbunden. In 1976 gewann er ein eidgenössisches Bundesstipendium und im selben Jahr richtete die Freitagsgalerie seine erste Einzelausstellung aus. Der Kanton Solothurn verlieh dem Künstler 1990 den Preis für Malerei. Im Kunstmuseum Solothurn beleuchteten grosse Ausstellungsprojekte in den Jahren 1995, 2001 und zuletzt 2019 verschiedene Aspekte seines Schaffens.